Col Trek

Abendstimmung vor dem East Col - im Hintergrund der mächtige Makalu mit seiner Westwand und dem Westgrat

Auf dem Weg zum East Col - Christoph leuchtet „mit der Sonne auf dem Cap“ den Weg aus

Helga und Jürgen auf dem Weg zum East Col

Endlich ist der East Col erreicht - im Hintergrund immer noch die unglaubliche Makalu Westwand ...leider hat der Gipfel nicht klappen wollen

Breite Flächen, der formschön allein stehende Makalu … der Wind, der mit ca. 100km/h über den Gipfel bläst, ist nicht zu sehen

Artur rastet am East Col mit Blick auf das lange verwehrte Ziel

Christoph auf dem Weg ins Khumbu Tal -  im Hintergrund die Lhotse Wand

Auf dem Gletscher nach der Abseilaktion vom East Col

Total ausgelaugt in der ersten Lodge im Khumbu Tal

Über die Ice Cols

 

Auch wenn uns, das sind Klaus, Artur, Christoph, Steffi, Jo, Helga und Jürgen, der Gipfel des Makalu verwehrt blieb, war unser Tatendrang trotz aller Enttäuschung nicht gebrochen. Joe, Alix und Luis blieben für einen weiteren Gipfelversuch im Basislager. Wir anderen mussten zurück.

Den Rückweg hatten wir über die sogenannte Ice Col-Route geplant. Sie führt über 3 Pässe, den Eastcol (6130m), den Westcol (6100m) und den Amphu Labtsa (5780m) ins Khumbugebiet und weiter zum Flugplatz nach Lukla. Im Normalfall  werden7-8 Tage für die Strecke veranschlagt. Wir planten  5 Tage dafür ein. Das konnte aber nur ohne Träger klappen und wir fühlten uns der Unternehmung durchaus gewachsen.

Unsere Nachbarn im Basecamp, Arnold und Tunc, waren im vergangenen Herbst am Baruntse  und dieser Anstieg folgt  der Route in Gegenrichtung bis zum Westcol, sodass wir hier schon mal wichtige Informationen bekamen. Nima, aus unserer Expedition, beschrieb uns den Weg zum Eastcol, also musste es doch klappen.

So ging es am späten Vormittag  des 17. Mai los. Zelte abbauen und das zurückbleibende Gepäck verstauen hatte noch ordentlich Zeit gekostet. Dass wir unsere Taschen aber erst gut 6 Wochen später in Deutschland wiedersahen, hätten wir  so auch nicht erwartet.

 Mit „leichtem Gepäck“  stiegen wir den Barun Gletscher Richtung Hillary Camp ab. Unten in der Talsohle querten wir nach rechts, um über die Seitenmoräne hinauf Richtung East- col zu kommen. Nimas Angaben hierzu waren leider nur sehr vage und es waren auch keinerlei Spuren zu finden.

Aber der ständige Steinschlag des überaus brüchigen Gesteins rechts und links ließ  eh wenig Alternativen zu. Weglos stiegen wir durch ein steiles Bachbett auf. Allen war es ziemlich mulmig, auf beiden Seiten hingen tonnenschwere Gesteinsbrocken in dem lockeren Moränenmaterial. So schnell wie möglich hetzten wir durch diese Mausefalle.  Oben angekommen ging es über blockiges Gelände, jetzt wieder mit einigen Steinmännern markiert, weiter Richtung Gletscherbeginn. Da es mittlerweile schon später Nachmittag war, entschieden wir uns direkt vor der Gletscherzunge auf gut 5700m die Zelte aufzuschlagen. Hier gab es fließendes Wasser und frühere Gruppen hatten hier schon campiert, was aufgrund des Mülls unschwer zu erkennen war. Wobei ein zurückgelassener Tisch zum Frühstück am nächsten Morgen doch angenehm war.

 

Eastcol und Westcol

 

An zweiten Tag ging es auf dem Gletscher stetig bergan zum Fuß des Eastcols. Hinter uns stand mächtig die Westwand des Makalu und bot ein herrliches Bild. Nachdem Klaus und auch Jo Kontakt mit den Spalten hatten, ging es dann am Seil weiter und wir erreichten zur Mittagszeit den steilen Felsanstieg  zum Passübergang. Auch hier wieder stetiger Steinschlag, egal welchen Weg wir uns ausdachten. Also, nach dem Motto besser wird es nicht, schaut einer und die anderen rennen. Und so ging es beinah im Dauerlauf hinauf . Auch bestens akklimatisiert bringt es uns immer noch außer Atem. Aber wir sind alle heil oben angekommen, auch wenn sich manchmal koffergroße Felsen unter den Füßen bewegten. Gebetsfahnen zeigten uns, dass wir richtig waren. Klaus, als Bergwachtmann erfahren, richtete eine gute Abseilstelle ein und nachdem wir von oben den Weiterweg gut einsehen konnten, waren wir rasch unten auf dem Gletscherplateau.

Aber nicht ohne einen letzten wehmütigen Blick zurück und ein letztes Foto von „unserem“ Makalu.

Zum Westcol wies uns eine schwach sichtbare Spur den Weg und wir querten  unter der Südwand des Baruntse.

Nach gut einer ¾ Stunde erreichten wir den nächsten Übergang. Mittlerweile war das Wetter zusehends eingetrübt und es wurde unangenehm windig und kalt.

Auf der anderen Seite erwarteten uns 200m Abseilen in 4 Etappen in einer brüchigen und eisdurchsetzten  Rinne. Souverän richteten Klaus und Christoph die Standplätze zum Teil sehr phantasievoll ein und wir machten so schnell wie möglich , Jo und Artur kletterten die letzte Seillänge sogar ab, aber trotzdem  brauchte es doch eine ganz schöne Zeit bis alle unten ankamen. Über immer noch ca. 35° steiles Gelände ging es weiter den  Gletscher hinab.

Von oben hatten wir schon den See auf der linken Seitenmoräne gesehen, an dem unser nächster Lagerplatz, das Baruntse Basislager (5260m), sein sollte. Wir hielten uns aber eher rechts und erwogen die Möglichkeit von dort  schneller in Richtung Amphu Labsta  zu kommen. Aber je weiter wir nach unten kamen, umso unwahrscheinlicher wurde diese Möglichkeit. Also querten wir  den Gletscher zwischen Spalten und Büßereis jetzt schon in der beginnenden Abenddämmerung wieder auf die linke Seite. Dort hofften wir eigentlich den See ganz schnell zu erreichen. Von oben schien er ziemlich nahe zu sein, aber dies erwies sich leider als Trugschluß. Auch wenn wieder Steinmänner erkennbar waren und ein fast richtiger Weg nach unten führte, rückte das Ziel nicht wirklich näher. So langsam brannten die Fußsohlen und auch der scheinbar „leichte“ Rucksack zerrte ganz schön an den Schultern. Waren wir doch schon mindestens 11 Stunden unterwegs. Aber erst nochmals gut 1 ½ Stunden später erreichten wir im Licht unserer Stirnlampen das ersehnte  Lager. Erfreut stellten wir fest, dass richtig schöne Lagerplätze vorhanden waren. Ruck zuck waren die Zelte aufgestellt und unsere spärliche Essensration verzehrt. Das Wasser für den Tee floß nahezu am Zelt vorbei. Erst am nächsten Tag erfassten wir die gesamte Schönheit dieses Platzes.

Doch auch hier brachen wir rasch unsere Zelte wieder ab, da ein weiterer langer Weg zu bewältigen war. Chukung -Zivilisation- war das Tagesziel.

 

 

Amphu Labtsa

 

Jetzt hieß es noch den 3ten Pass zu bewältigen. Der Weiterweg zum Amphu Labsta  war unschwierig zu finden. Vereinzelte Wegmarkierungen halfen uns den schmalen Pfad im Gelände zu finden, in leichtem Auf und Ab, vorbei an Seen, ein angenehmes Trekking. Die Südtiroler, wie meist immer munter vorneweg, wiesen den Weg und gegen Mittag standen wir vor dem Pass. Arnold hatte noch erzählt, dass der Anstieg  über  Eisterrassen links auf die Passhöhe führen sollte, doch das sah nicht wirklich machbar aus und auf langwieriges Suchen hatte keiner Lust. So entschieden wir uns rechts über die Felswand aufzusteigen. Ca. 100m 3er Kletterei in nicht immer festen Blockgelände mit dickem Rucksack erforderte nochmals volle Konzentration. Eine Querung über abschüssige, nasse Platten sicherten wir dann doch für ein kurzes Stück, um anschließend direkt auf dem Felsgrat zu den Gebetsfahnen zu gelangen. Immer wieder fragten wir uns, wie es möglich sein kann, diese Route über die Cols für Trekkinggruppen mit Trägern anzubieten. Ganz schön mutig, denn das gesamte Unternehmen ist doch eher eine wirklich sehr anspruchsvolle Hochtour in großer Höhe.

Für uns eröffnete sich auf der Passhöhe ein unbeschreiblicher Blick hinüber ins Khumbugebiet. Hinten majestätisch der Lothse und davor winzig der Island Peak. Für einige von uns war er der Einstieg ins Höhenbergsteigen und Jahre zuvor ein absolutes Erlebnis. Mit dem immer stärker werdenden Bedürfnis nach Zivilisation und Ankommen machten wir uns mittlerweile gut eingespielt ans Abseilen. Nach einer Seillänge erreichten wir bereits Gelände, das gut abzuklettern und anschließend abzusteigen war. Rasch verloren wir Höhenmeter und nach der langen Zeit in der Höhe, ständig über 5600m, wurde die Luft dicker und dicker.

Schnell kamen wir voran und in das beinahe endlose Moränental  Richtung Chukung. Den Lhotse hinter Wolken in der Abenddämmerung stets zu unserer Rechten, flogen wir beinahe ins Tal. Allerdings brannten die Fußsohlen gewaltig  und der Hunger nahm stetig zu. In Gedanken war so mancher schon bei Bier und Yaksteak. Doch auch heute ging es leider nicht so schnell, wie wir es gern gehabt hätten. Schier endlos zog sich der Weg und kein menschliches Wesen oder eine Siedlung zeigte sich. Wieder erst im Dunkeln erreichten wir Chukung und eine Lodge. Reichlich geschafft stellten wir unsere Rucksäcke ab, mit dem guten Gefühl morgen viel der Last einem Träger aufzubürden,  den wir uns engagieren wollten, um nur mit dem Nötigsten nach Lukla zu laufen. Und noch während wir auf unser Essen warteten fielen Steffi, Jo, Klaus und Artur mit dem ersten Schluck Bier im Bauch beinahe die Augen zu.

Welch Luxus war auch die Nacht in einem richtigen Bett nach 7 Wochen im Zelt.

 

 

Namche Bazar und Lukla

 

Richtig erholt fühlten wir uns beim üppigem Frühstück. Bald waren auch schon die Träger da und, nachdem wir  den Preis ausgehandelt hatten, überließen wir Ihnen soviel  Gepäck wie möglich. Erst in Lukla wollten wir sie wieder treffen.

Für uns wurde es nun aber immer angenehmer. Breite Pfade, endlich wieder Pflanzen, Blumen und Tiere, eine Wohltat für Augen und Seele. Allerdings waren wir auch überrascht, wie

in den letzten Jahren der Tourismus hier  zugelegt hat, überall neue Lodges und Restaurants und nicht wenige Internetcafes.

Unser Ziel heute heißt Namche Bazar. Wir wissen, dass eine lange Strecke vor uns liegt  und halten uns nirgends lange auf.  Die ganz großen Berge lassen wir zurück und vorbei an der  wunderschönen Amadablam geht es über das Kloster Tengboche nach Namche.

Schnell war eine schöne Lodge mitten in der City gefunden.

Und als City präsentiert sich der Ort auch mittlerweile. Viele große Neubauten, richtige Shoppingcenters mit allem was das Treckerherz begehrt und auch die Aufmachung der Läden hat nur noch wenig urtümliches. Und falls man zwischen dem Shoppen Hunger bekommt, kann man diesen bei Pizza, Hamburger und anschließendem Latte macchiato stillen und nebenbei noch übers Internet mit der Heimat kommunizieren. Die Frage ist nur, ob man das auch alles braucht.

Aber auch wir nutzen den Einzug der Trends und Moderne  hier in Namche Bazar , denn Steffis erste Tat war sich hier für Ihre mit Blutblasen übersäten Füße  bequeme Crogs zu kaufen.

Die nächste Etappe nach Lukla brachte wenig Neues. Die Wege werden immer breiter und komfortabler. Dazwischen aber immer wieder Träger mit unvorstellbaren Lasten auf dem Rücken.

Auch wenn wir uns in der Abgeschiedenheit unseres Basislagers am Makalu manchmal nach Komfort und Zivilisation gesehnt haben, so wird es uns hier doch beinahe  zuviel.

Wir wollen nur noch in Lukla ankommen.

Das Lauftempo wird immer schneller, mit den Pausen wird gespart und es macht sich sogar eine gewisse Fotografiermüdigkeit bemerkbar.

Am Nachmittag kommen wir etwas geschafft in der Komfortlodge des Summitclubs an.  Manchmal wird man vom Schicksal doch belohnt, erst nachdem alle in der Lodge angekommen sind, fängt es mächtig an zu regnen. Der Himmel hat alle Schleusen geöffnet.

Da wir die einzigen Gäste sind, werden wir aufmerksam bedient. Am späteren Abend kommen auch die Träger mit unserem restlichen Gepäck an. Alles vollständig.

Jetzt hoffen wir nur noch, dass unser Flug zurück nach Kathmandu am nächsten Morgen starten kann, was hier  auf Grund des Wetters nicht immer sicher ist. Aber wir haben Glück und landen am Mittag in der Gluthitze der Hauptstadt.

Die restlichen 2 Tage verbringen wir mit ausgiebigem Essen am  Buffet des Yak u.Yeti-Hotels,  mit Shoppen und Sightseeing.

Immer wieder versuchen wir an Infos zu kommen, was Alix, Luis und Joe im Basislager machen und ob sie wohl schon Richtung Gipfel aufgebrochen sind.

Aber wir bekommen keine verlässlichen Infos. Dafür dürfen wir  Edurne Pasaban zu Ihrem Erfolg, als 1te Frau alle 8000er ohne Sauerstoff bestiegen zu haben, gratulieren. Sie feiert hier im Hotel Ihren Erfolg.

 

 

 

Jürgen und Helga