Camp I

6300m

16.04.2010 Aufstieg und Depot Camp I

 

Nach dem relativ frühen Frühstück geht es los zum Camp I. Jeder nimmt ein Paar eigene Sachen und Gemeinschaftssachen mit, so dass der Rucksack an die 12-13 kg wiegt und wir steigen in einer langen Reihe bunter Bergsteigerkleidung mit den ersten Sonnenstrahlen los. Man atmet deutlich schnell und stolpert immer wieder über die losen Steine der Moräne. Am Depot werden die restlichen Sachen aufgenommen und es geht mit Steigeisen weiter über einen etwas steileren aber griffigen Hang auf das nächste Plateau des Gletschers, wo wir aufgrund der Spalten jedoch sicherheitshalber anseilen. Wir nähern uns einer steilen Eiswand die uns den Zugang auf den oberen Gletscher und zu unserem Camp I ermöglicht. Den alten "Wäscheleinen" – oder auch Koreaner Fixseilen genant kann man nicht trauen, und so steigt Luis gesichert auf und verlegt ein neues Fixseil. Nach dieser etwas längeren Pause steigen auch alle andern heftig schnaufend am Fixseil hinauf. Mittlerweile sind jedoch Wolken aufgezogen, so dass ich dringend meine Kleider-Kombi aus T-Shirt und Windstopper etwas erweitern muss. Im kühlen Winde geht es weiter hinauf, aufgrund vieler Spalten wieder am Seil, zu unserem
Depot für das Camp I in einer kleinen Mulde unterhalb von Seracs (Eisbruch). Oberhalb wäre eine schönere Ebene anzutreffen, aber Nima (unser Neopali Climbing Sherpa) sagt, dass es da oben sehr spaltig ist. Also jetzt schnell noch was überziehen, kleines Loch für das Depot buddeln (unter massiver Schnauferei) und gleich geht es wieder zurück Richtung ABC. An der Abseilstelle kommt es bei 13 Leuten zu einem Aufstau. Nach 2 Stunden sind wir wieder im ABC, ziemlich gerädert. Dies jedoch nicht unbedingt nur durch den oberen Anstieg, sondern insbesondere durch den Abstieg über den Schotterhafen kurz vor unserem ABC. Morgen wird ein Ruhetag werden.

 

17.04.2010 Ruhetag

 

Wieder Ruhetag. Für mich beginnt der Morgen mit einer Patientenbehandlung unseres "kitchenboy", der starkes Asthma hat. Als ich zum behandeln in das Küchenzelt komme, das voller Rauch von den herumstehenden Ölkochern und auch noch ohne Abzug ist, dämmert mir langsam die Ursache für die Reizung der Atemwege. Da kommen auch die von der Sportklinik Stuttgart gesponserten Medikamente zum vortrefflich zum Einsatz. Danach da Übliche Lagerleben: Waschen, Essen, Trinken, Ordnen ...irgendwie habe ich aber nicht das Gefühl, dass ich mich langweile.

 

18.04.2010 Aufstieg Camp I

 

Nach dem reichhaltigen Frühstück überlege ich mir was mehr spannt, die Verzurrgurte des voll beladenen Rucksackes oder mein Bauch vom großen Frühstück. Der Rucksack wiegt bei den meisten Leute in der Gruppe ca. 16-19 kg. Wir müssen diesmal alles für die Übernachtung auf Camp I (ca.6200m) mitnehmen. Somit erscheint mir nach meiner Packaktion mein Basecamp Zelt leer und der Rucksack prall gefüllt. Zwei Tage werden wir "oben" verbringen. Im schönsten Sonnenlicht geht es die bekannte anstrengende Geröllstrecke hinauf zum Depot und Gletscher, auf dem immer neue Spalten zu entdecken und teilweise zu versichern sind. Von der mittlerweile teilweise angekommenen niederländischen Expedition nehmen wir neue Fixseile (leichtes „korean rope“ mit und tauschen sie in der Eisflanke vor Camp I gegen unsere verlegten aus, die wir weiter oben in der Felspassage noch verwenden möchten. Wie immer wird das Wetter am Nachmittag schlechter und windiger, und so komme ich verkühlt am CI an, nachdem ich die alten Fixseile ausgetauscht habe. Unser altes Depot für Camp I haben Luis und die anderen bereits aufgelöst und wir beziehen Camp etwas tiefer auf einer Großen, relativ ebenen Gletscherfläche auf ca. 6200 m. Die ist allerdings mit vielen Spalten versehen, die wir zuerst sondieren müssen. Ich selber sondiere eine unabsichtlich selber mit meinem Bein, was eine gewisse Spannung in die Geschichte bringt. Der schwere Rucksack und beide Hände voller Equipment, das ich eben mal "rüber bringen" will, lassen mich den feinen Strukturbelag einer Spalte übersehen ....Aber nichts ist passiert.

Das Schaufeln der Plattformen und Aufstellen der Zelte sind sich wie immer recht kräftezehrend. Über dem eisigen Teil ist nur etwas Schnee zum Schaufeln und Abebnen der Liegefläche. Die Zelte sind dann relativ schnell aufgestellt. Zum Glück haben wir aber am Tag zuvor die neuen Zelte probeweise im BC aufgebaut, was sich auch da schon unkompliziert zeigte. Um halb sechs sind die Zelte versichert und wir machen uns an die Hauptaufgabe ....Schnee schmelzen. Bis 21 Uhr werden ca. 9 l. Wasser gemacht. Kurz danach und nach dem obligatorischen Funken zwischen den Zelten geht es ins Bett. Ich kann bis Mitternacht nicht schlafen, danach aber wie ein Toter. Im Zelt sind es um die -8 °C in der früh. Mein Schlafsack ist mir aber so warm,  dass ich ihn aufmachen muss.

 

                                                                                                     Joe

Der Weg zum Camp I - im Hintergrund das ABC

Der obere Teil des Gletschers vor den ersten Fixseilen

Die ersten Fixseile

Blick vom Zelt auf Camp I zum Kangchungtse (Makalu II, 7678 m)

 

Anstrengend aber auch lustig haben wir es im Zelt auf Camp I während draußen der Wind stürmt

Der Wind entführt Jo eine Locke seiner Haarpracht

Blick auf Camp I herunter

Die zwei Felspassagen zwischen Camp II und Makalu La (7400m) - der Weg ist noch weit...

...weitere Bilder vom Weg zum Camp I  hier