Abstieg

26.05.2010 Abstieg C IV - C II

 

Am morgen funkt Arnold herunter ins Lager III, dass einer der Sherpas hinaufkommt, weiteren Sauerstoff für die Adel mitbringt und ihr hinunter hilft. Wir wachen mit den Sonnenstrahlen auf und nachdem die Adel mit dem Sherpa weg ist, bauen wir gemeinsam das Zelt ab und laufen den Weg hinunter zum Lager III. Im Normalzustand wäre das schnell erledigt, aber jetzt dauert es eine gefühlte halbe Ewigkeit. Von C III geht es für Arnold und mich noch weiter die Fixseile hinab zu C II. Jeder Meter den man nach unten Zugewinn macht, wird man es spüren. Also seilen wir uns in der Nachmittagssonne herunter und erreichen C II, wo leider eigentlich keine Essens- und Trinkvorräte sind. Um ca., 18 Uhr kommen wir an. Trinken machen, schlafen gehen.….. Auf dem Weg erreicht den Arnold ein Funkspruch von Harris, dass er Hilfe braucht und im Couloir in einer Höhle übernachtet hat. Leider bleibt uns nicht viel übrig als ihn zu vertrösten, er soll versuchen so weit es geht abzusteigen und dass die Sherpas nach ihm schauen werden. Eine Aussage ist aber recht klar. Er muss C IV relativ selbständig erreichen, da oberhalb dessen keiner Kraft hat ihn zu suchen, insbesondere wenn man nicht weiß wo er ist.

 

 

27.05. 2010 Abstieg C II - ABC

 

Spätes aufstehen mit der Sonne. Alles machen wir mit Mühe. Wir müssen wortwörtlich das Zelt aus dem Eis mit dem Eispickel hacken und zerhacken dabei die Hälfte des Oberzeltes. Nun von C II kann man gut mit ABC kommunizieren und ich sage dem Luis, dass wir heute herunterkommen werden. Es ist für uns auch ersichtlich, dass wir zu zweit nur schwer das Zelt mit dem restlichen noch drin verbliebenen Klump abtransportieren können und bitte deshalb Luis uns entgegenzukommen und etwas mit dem Transport zu helfen. Bei Problemen in der Radiokommunikation erweckt es bei ihm das Gefühl, dass ich konfabuliere, wie ich später aus seinem Internetbericht erfahre. Wir packen mit dem Arnold unsere Rucksäcke und noch einen Seesack den wir auf dem Boden schleifen und über einen Zwischenstopp in Arnolds etwas tiefer gelegenen Lager steigen wir langsam, sehr langsam ab. Dabei übernimmt der Arnold den Seesack, und ich schleiche recht hinterher. Unterhalb C I  empfangen uns Luis mit Mor und einem Küchenjungen und nehmen uns unsere Lasten ab. Ich bin immer noch langsam und habe auch keine Lust zu eilen. So nehme ich mir Zeit und steige bis zum Abend ins ABC ab. Währenddessen ist das Problem von Harris immer noch nicht gelöst und es steigen bereits wieder Träger hinauf um nach ihm zu schauen. Ich genieße, derweil das warme Abendessen und mache mich frühzeitig ins Zelt, da ich schon beim Essen halb eingeschlafen bin.

Die Nacht ist sehr unruhig und ich muss stark husten, ….aber es ist ja alles vorbei.

 

28.05.2010 Abstieg ins Hillary Basecamp

 

Ich stehe relativ spät auf. Aber Alix und Luis sind bereits seit 5 wach, da wir heute nach Tumlingtar absteigen wollen. Ich bin noch von einer gewissen müden Faulheit geprägt und lasse mir Zeit und versuche alles zu schieben. Nach dem Mittagessen laufen Luis, Alix und Mor Richtung Hillary Basecamp los, nachdem sie ihr Zelte abgebrochen  haben und die Trägerlasten gepackt haben. Ich schaffe es derweil nicht das alles zu machen und als ich um 16 Uhr aus dem Schlaf aufwache, da muss ich schon Gas geben um vorwärtszukommen. Zum Hillary Basecamp sind es immerhin ca3-4 h Gehzeit. Als ich dann um 17 Uhr mit allem fertig bin und noch eine Suppe in der Küche schlürfe, spazieren Guntis und Adel ins ABC ein. Sie sind müde, aber guter Dinge. Ich schaue mir Guntis Erfrierungen der Finger an. Er hat bereits große Blasen und Nekrosen, ich meine aber, dass dies aktuell schlimmer ausschaut als es am Ende wird. Nachdem ich ihm die Therapie erklärt habe und alles hergerichtet habe, laufe ich um 17:30 mit der Stirnlampe in den Abend hinein. Wieder nehme ich mir Zeit, da ich keine Lust habe zu hudeln. Auffällig ist. dass jeder Ausrutscher so anstrengend für mich ist, dass ich immer eine zeitlang verweilen  muss bevor ich weitergehe. So laufe ich mit dem Mond,  bei -5 °C durch die großartige Moränenlandschaft und merke erst später, dass ich langsamer als beim Aufstieg bin. Ich laufe die gesamte Nacht hindurch und erreiche erst um 4:15 das Hillary Basecamp….

 

Joe

Arnold beim Abstieg Richtung Camp IV auf ca. 8200m - es ist spät und es weht ein starker Wind

Der Abstieg ist auch nicht ganz leicht - Arnold zieht den Seesack von Camp II auf dem Weg ins ABC

Der nächtliche lange Abstieg vom ABC durch die „Mondlandschaft“ der Moränen ins Hillary Basecamp

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